2023–12–15T16:01:00GMT+0100
Eliane Müller

«Schweizer Bauer»-Magazin: Sie sind in Hochdorf in einer eher ländlichen Gegend aufgewachsen. Nun leben Sie in Schenkon, ebenfalls eher auf dem Land. Sie sind aber auch viel unterwegs – auch in Städten. Welchen Bezug haben Sie zum Landleben? 

Eliane Müller: Ich habe einen engen Bezug zum Leben auf dem Land. Nicht zuletzt, weil meine Mutter auf einem Bauernhof in Ermensee aufgewachsen ist. Meine Schwestern und ich waren als Kinder oft dort. Wir sassen mit dem Grossvater, meinem Onkel und Götti oder meinem Cousin, der den Betrieb weiterführt, auf dem Traktor, wir halfen beim Melken, beim Äpfelauflesen und haben im Heustock Versteckis gespielt.

 

Auf der Karte Ihres Weinlokals finden sich viele Schweizer Weine. Sie arbeiten mit Metzgern und Käsern aus der Umgebung zusammen. Ist Ihnen das auch deshalb wichtig, weil Sie so nah an der Landwirtschaft aufgewachsen sind? 

 Ich denke schon. Meine Eltern haben uns früh das Bewusstsein mitgegeben, dass etwa die Milch nicht aus dem Tetrapack kommt. Als ich früher als kleines Mädchen um fünf Uhr aufgestanden bin und einen Schoppen wollte, sagte meine Mutter jeweils: «Dein Götti hat die Kühe noch nicht gemolken, es gibt noch keine Milch.» Das war natürlich eine Ausrede, wir haben die Milch nicht frisch vom Hof ihres Bruders bezogen. Aber ich habe es lange geglaubt und weitergeschlafen. Als meine Mutter ein Kind war, war genau das aber noch eine Tatsache. Um fünf Uhr morgens fing ihr Vater erst an zu melken. Ihre Aussage hat mein Bewusstsein dafür gestärkt, dass nicht zwingend alles überall vorhanden sein muss, und ich weiss, woher die Produkte kommen. 

«Dein Götti hat die Kühe noch nicht gemolken, es gibt noch keine Milch.»

Eliane Müller

Nebst Ihrer Musikkarriere haben Sie vor ein paar Jahren das Wirtepatent gemacht. Wie kam das?

Ich habe schon lange davon geträumt, ein eigenes Lokal zu führen. Als wegen Corona alle meine Konzerte abgesagt wurden, hatte ich Zeit, im Fernkurs das Wirtepatent zu machen. Ich hatte damals kein Restaurant oder dergleichen in Aussicht. Ich wollte es einfach haben, falls sich plötzlich etwas ergeben sollte.

 

Und es hat sich etwas ergeben. 

Ja. Die Weinerei 1877 in Geuensee brauchte neue Pächter. Ich war sofort interessiert, und mein Partner Sascha Ruefer war einverstanden, dass wir sie gemeinsam übernehmen. Allein würde es nicht gehen. Vor gut einem Jahr feierten wir Eröffnung. 

Eliane Müller am Klavier

Und es hat sich etwas ergeben. 

Ja. Die Weinerei 1877 in Geuensee brauchte neue Pächter. Ich war sofort interessiert, und mein Partner Sascha Ruefer war einverstanden, dass wir sie gemeinsam übernehmen. Allein würde es nicht gehen. Vor gut einem Jahr feierten wir Eröffnung. 

 

Wie läuft es?

Es läuft wirklich gut. Wir durften bereits nach wenigen Monaten die Öffnungszeiten erweitern und sind sehr oft bis zum letzten Platz ausgebucht. Zudem bewirtschaften wir einen angrenzenden Eventraum für bis zu 100 Personen. Hier werden Geburtstage, Hochzeiten, Jubiläen gefeiert, und wir haben richtig Spass, diese gemeinsam mit den Gästen zu planen und nach ihren Vorstellungen umzusetzen. Das Lokal ist eher abgelegen, die Leute kommen bewusst zu uns. Es sind vor allem Genussmenschen und Weinfans, die in einer ruhigen Atmosphäre einen gediegenen Abend verbringen wollen.

 

Nach welchem Vorgehen stellen Sie die Weinkarte zusammen?

Für den Wein ist hauptsächlich Sascha zuständig. Er selbst würde es nicht so sagen, aber er ist ein Weinfanatiker. Er befasst sich schon jahrelang damit und weiss sehr viel. Wir arbeiten direkt mit Weingütern zusammen und bieten viele Schweizer Spezialitäten an. Auch solche aus der unmittelbaren Nähe. In unserer Freizeit gehen wir oft auf Weingüter und probieren Neues aus. Letzthin waren wir zum Beispiel auf dem Klosterhof in Aesch im Kanton Luzern. Der Weisswein und der Rosé haben uns sehr überzeugt, weshalb wir sie auf die Karte genommen haben. Sie kamen auch bei den Gästen sehr gut an, was immer ein schönes Gefühl ist.

Eliane Müller

Haben Sie auch ausländischen Wein auf der Karte?

Ja, vor allem Spanischen. Wir haben eine Importlizenz für dieses Land und können auch dort direkt mit Winzerinnen und Winzern zusammenarbeiten. Letzten Sommer haben wir mehrere Weingüter besucht und können nun den Wein, der uns schmeckte, auf die Karte nehmen und selbst bestellen. Gerade arbeiten wir daran, auch französischen Wein besser kennenzulernen und die Karte dahingehend etwas auszuweiten. Aus Übersee haben wir jedoch keinen Wein. Ich schliesse es zwar nicht kategorisch aus. Wenn wir etwas ganz Besonderes finden, nehmen wir es auf die Karte. Aber im Moment haben wir keine Pläne in diese Richtung. Dafür ist uns die Regionalität zu wichtig. Und es gibt fantastische Alternativen hierzulande.

 

Gibt es nicht Leute, die Wein aus dem Ausland wünschen?

Ich finde es schwierig, wenn Leute sagen, in der Schweiz gebe es keine guten Weine. Das stimmt nicht! Wer das sagt, hat etwas wirklich Grosses verpasst. Jede Weintrinkerin findet einen Weisswein aus der Schweiz, der ihr passt. Hundertprozentig. Wir haben eine solche Vielfalt. Auch für mich ist es spannend, immer wieder Neues auszuprobieren. Ich entdecke immer wieder etwas aus all den verschiedenen Regionen. 

 

Was ist Ihr Lieblingswein aus der Schweiz?

Während meines Studiums habe ich sieben Jahre im Tessin gelebt. Deshalb kenne ich auch dort einige Weingüter. Besonders mag ich die Weine vom Gut Settemaggio in Monte Carasso.

 

In Ihrem Lokal legen Sie Wert auf Regionalität. Achten Sie auch privat darauf, mit welchen Produkten Sie kochen?

Ich koche sehr gern verschiedene Gerichte, auch exotische, für die ich zum Teil Gewürze aus anderen Ländern brauche. Fleisch und Gemüse beziehe ich aber wenn immer möglich aus der Schweiz und der Saison angepasst. Wenn es ausnahmsweise mal eine Mango sein muss, schaue ich, woher sie kommt und wie sie transportiert wurde. 

 

Wenn Sie als Sängerin Auftritte haben, haben Sie besondere Wünsche, was es im Backstagebereich für Sie zu essen oder trinken geben soll?

Ich habe keine speziellen Wünsche. Aber ich freue mich immer, wenn die Dinge liebevoll ausgewählt und präsentiert wurden. Wenn es zum Beispiel Nussgipfel aus der lokalen Bäckerei gibt, oder einmal stand ein Korb voller Äpfel eines Bauers aus der Nähe auf dem Tisch. Darüber freue ich mich viel mehr als über ein Säckli m&ms. Wir legen hier auch grossen Wert darauf, dass auch die Kleinigkeiten mit Liebe hergestellt wurden. Zu jedem Glas Wein gibts von uns ein Amuse-Bouche. Letzte Woche hatten wir eins mit Luzerner Käse und Dagmersellerli, das sind typische Würstchen aus der Region. Und zum Kaffee servieren wir immer ein Praliné von einem Freund und Hobby-Confiseur aus Schenkon. Es sind doch diese kleinen Aufmerksamkeiten, die den Leuten den Tag verschönern.

 

 

Aktuell ist Eliane Müller mit anderen Musikerinnen und Musikern wie Nemo, Marius Bear oder Marc Sway in der Fernsehsendung «Sing meinen Song» auf 3plus zu sehen. Dort geht es darum, dass Sängerinnen und Sänger Lieder von den jeweils anderen neu interpretieren und mit einer Band vortragen. Am 20. März wird sie dort ihre neue Single«Wildfire» vorstellen, die am 22. März erscheint. Ihr neues Album kommt diesen September heraus. Danach geht sie mit ihrer Band auf Tour.
 

dieweinerei1877.ch  ‣ elianemusic.com


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