2023–12–15T16:30:00GMT+0100
Lanur

«Wenn man sich schön findet, kommt man ins Gleichgewicht und findet seine eigene Kraft.»

Karin Lanz ist eine Grenzgängerin. Schon in jungen Jahren erlangte sie als Miss-Schweiz-Kandidatin Bekanntheit und moderierte danach diverse TV-Formate. Auf dem roten Teppich fühlt sie sich wohl, ihr Äusseres zu pflegen, ist ihr wichtig. Doch da gibt es noch eine andere Karin Lanz. Es ist die Karin, die sich nach dem Einklang mit der Natur sehnt, die nach einer herausfordernden ersten Geburtserfahrung in Patagonien zur Ruhe kommt, dort ein Lamm mit der Flasche füttert und plötzlich feststellt, dass sie noch nie so zarte Haut an den Händen hatte wie nach dem Halten und Füttern dieses kleinen Wesens. So wurde die Idee für Lanur geboren, eine Kosmetiklinie, die auf die Prozesse der Natur vertraut und uralte Pflegeweisheit aufleben lässt.

Karin Lanz

Karin Lanz ist die Gründerin der Kosmetikamarke Lanur.

Eine lange Reise

«Zuerst wollte ich ganz einfach ungewaschene Schafwolle verkaufen», erinnert sich Karin Lanz. Sie habe schnell gemerkt, dass sie für diese intensiv riechende und teilweise doch recht stark verschmutzte Wolle nicht viele Abnehmer finden würde. «Das war 2016. Ein Jahr später habe ich Lanur gegründet.» Der Weg von der ungewaschenen, etwas müffelnden patagonischen Schafwolle in einen stilvoll gestalteten Tiegel mit vielen guten Inhaltsstoffen hielt für die Gründerin einige Herausforderungen bereit. «Die Reise von Lanur ist auch meine Reise von einem einfachen Produkt mit wenigen Inhaltsstoffen hin zu einer komplexen, modernen Kosmetiklinie. Ich glaube an die Konzepte der Natur und dass sie uns Menschen etwas geben will. Oft wird die Sicht vertreten, dass der Mensch und die Natur einander gegenüberstünden und die Menschen eher schädlich seien. Das sehe ich definitiv anders.»

Karin Lanz auf dem Pferd

In Patagonien entdeckte Karin Lanz die Schafzucht.

«Das Problem war, dass ich eine High-Performing-Kosmetiklinie herausbringen wollte, die mir ein super Gefühl gibt, die aber gleichzeitig ausschliesslich aus ökologischen und zertifizierten Inhaltsstoffen besteht.»

Karin Lanz

Schönheit bedeutet für Karin Lanz auch, sich ausgeglichen zu fühlen.

Lanur

Schafe liefern das Lanolin für die Produkte von Lanur.

«Das Konzept Abfall gibt es bei Lanur nicht. Alle Komponenten wurden entwickelt, damit sie nicht nur recycelt, sondern am Ende auch restlos der Natur wieder übergeben werden können.»

Keine halben Sachen

Dass Karin Lanz in ihrer Brust zwei Seelen trägt und sich sowohl der Natur verbunden fühlt wie auch hohe Ansprüche an die Qualität, die Wirkkraft und das Design eines Produktes stellt, hat auch Lanur geprägt. «Ich wollte keine halben Sachen machen. Wenn man sich schön findet, kommt man ins Gleichgewicht und findet seine eigene Kraft. Ich bin überzeugt, dass eine hochwertige Pflege viel dazu beitragen kann. Sie befriedigt einerseits den analytischen Geist und anderseits auch die emotionale Seite.» Doch bereits die Beschaffung des Wollfettes sollte nicht ganz einfach werden. «In der Wolle von Schafen sammelt sich das Fett ihrer Haut, es hat schützende und wundheilende Eigenschaften. Heute wird das Fett eigentlich nur noch chemisch aus der Wolle gelöst», sagt die Unternehmerin. Damit habe sie aber Mühe gehabt. «Einzig in Patagonien wird noch ein mechanisches, schadstofffreies Verfahren angewendet, um biozertifiziertes Lanolin zu gewinnen. Darum beziehe ich es von dort.» Beim gängigen Wollfett, das in vielen Cremen und Heilsalben zum Einsatz kommt, zum Beispiel zur Pflege der Brustwarzen der Stillenden empfohlen werde, komme das Wollfett von irgendwo her. «Ich habe die Lieferanten darum ganz konkret gefragt, wo ihre Schafe herkommen würden. Das konnte mir damals niemand sagen.» 

Karin Lanz

Karin Lanz hält ein Schaf in den Armen.

Hohe Wirkung, sauberer Inhalt

Sie habe schnell gemerkt, dass es keinen einfachen Weg gebe, um zu dem Produkt zu gelangen, das ihr vorschwebte, erklärt Lanz. «Das Problem war, dass ich eine High-Performing-Kosmetiklinie herausbringen wollte, die mir ein super Gefühl gibt, die aber gleichzeitig ausschliesslich aus ökologischen und zertifizierten Inhaltsstoffen besteht.» Ein Chemiker sagte ihr, dass er ihr diesen Wunsch mit etwas Chemie schon erfüllen könne. «Ich sagte ihm, dass ich das nicht wolle. Daraufhin meinte er, dass ich in dem Fall einfach weiterlaufen müsse, um ans Ziel zu kommen.»

Lanur

Schafwolle speichert Fett, aus dem Salben hergestellt werden können.

In Kreisläufen produzieren

Sieben Jahre später hält Karin Lanz drei verschiedene Cremes, ein Repair Balm, eine leichte Anti-Aging-Creme und eine reichhaltige Creme für sensible Haut, in ihren Händen. Und nicht nur das. Es ist die erste kreislauffähig konzipierte Kosmetik der Welt. «Das bedeutet, dass sämtliche Rohstoffe in meinen Cremen deklariert und zertifiziert sind. Lanur fördert die kleinbäuerliche Landwirtschaft, die Biodiversität, ethische Handelsabkommen und Betriebe, die sich an den Grundsätzen der anerkannten Naturkosmetik-Labels orientieren», betont Lanz. Kreislauffähiges Design beinhaltet auch die Verpackung. «Das Konzept Abfall gibt es bei Lanur nicht. Alle Komponenten wurden entwickelt, damit sie nicht nur recycelt, sondern am Ende auch restlos der Natur wieder übergeben werden können. Lanur nimmt sämtliche Verpackungselemente zurück und übergibt sie den entsprechenden Kreisläufen. Was nicht direkt zu einem neuen Produkt verarbeitet werden kann, wird industriell kompostiert und wieder der Erde übergeben.» So wurde Lanur weltweit zur ersten Kosmetikmarke, deren Inhalte und Verpackung nach dem «Cradle to Cradle Certified»-Goldstandard hergestellt werden, und erhielt die entsprechende Zertifizierung dafür. Die Verpackung von Lanur kommt von der Vögeli Druckerei in Langnau, die nach eben diesen Vorgaben auch das «Schweizer Bauer»-Magazin produziert.

Karin Lanz

Lanur eignet sich auch für die Lippenpflege.

Ein gutes Gefühl

Nachdem die Unternehmerin bereits so viele Hürden genommen hat, steht sie aktuell noch vor einer letzten, aber doch sehr entscheidenden Herausforderung. «Lanur muss bekannter werden. Wenn man ein so kleines Unternehmen hat, bleibt nicht mehr viel Geld fürs Marketing», sagt Lanz. Ihre persönlichen Kontakte, dass sie lange Zeit in der Medienwelt gearbeitet habe und etwas bekannter sei, würden ihr dabei helfen. «Aber es muss noch weitergehen, damit wir vielen Menschen die Philosophie von Lanur verständlich machen und eine echte Wirkung generieren können.» Wer in eine Creme von Lanur investiere, habe dafür auch lange etwas davon. «Die Produkte sind extrem ergiebig. Und es ist ein schöner Gedanke, dass man sich mit etwas pflegen kann, was nichts als ein gutes Gefühl auf der Haut hinterlässt.»

lanur.swiss


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