2023–12–15T16:00:00GMT+0100

Mariska Wieland setzt sich für be­wussten Konsum ein.

Mit leuchtenden Augen und einem strahlenden Lachen beschreibt Mariska Wieland einem Paar die Funktionsweise eines Glases zur Sprossenproduktion aus ihrem Laden, denn sie kennt die Geschichte zu jedem Artikel, jedem Getreide und jedem Gemüse, das es bei ihr zu kaufen gibt. Wer den Kreisladen betritt, stellt schnell fest, dass das kein gewöhnlicher Ort, sondern ein Herzensprojekt ist. «Ich arbeite seit 20 Jahren im Detailhandel und habe viel gesehen und erlebt», sagt Wieland. Irgendwann habe sie sich in der Welt der grossen Handelsketten nicht mehr wohlgefühlt. «Nachdem ich einen Vortrag über Zero Waste gehört hatte, begann ich unseren Konsum noch mehr zu hinterfragen und habe ­mich intensiv mit Themen rund um Nachhaltigkeit auseinandergesetzt.» Sie nutzte die Zeit während des Lockdowns im Frühjahr 2020, um an ihrer Geschäftsidee zu tüfteln. «Damals fand in Küsnacht ein Wettbewerb statt, bei dem Projekte eingereicht werden konnten, die dann von einer Bank finanziell unterstützt wurden. Ich habe das als Ansporn genommen, um einen Businessplan zu erstellen und mich auf die Suche nach einem Ladenlokal zu machen.»

Im Kreisladen gibt es eine Mischung zwischen unverpackten- und verpackten Produkten.

Gewonnen habe sie letztlich nicht. Den Kreisladen hat sie im November 2020 trotzdem eröffnet. «Ursprünglich sollte es ein reiner Unverpacktladen werden. Ich habe aber schnell festgestellt, dass das bei gewissen Produkten wie zum Beispiel bei Würsten einfach nicht funktioniert. Teilweise gibt es gerade bei Lebensmitteln sehr strenge Hygienevorschriften.» So legte die Geschäftsfrau den Fokus von Anfang an eher auf die Herkunft und die Produktion. «Ich achte darauf, wie, wo und von wem Produkte hergestellt und wie sie verpackt werden. Sind sie nach Bio- oder Demeter-Standards produziert oder stammen sie aus Permakultur oder Fairtrade-Handel. Alle diese Aspekte beziehe ich beim Einkauf mit ein, denn sie spielen eine entscheidende Rolle für die Gesundheit des Planeten und somit auch für uns Menschen. Wir sind Teil der Natur.» Obwohl Wieland ein sehr gutes Gespür für schöne und nachhaltige Lifestyleprodukte hat, sind es die Lebensmittel, die den Hauptumsatz des Kreisladens ausmachen. «Was wir sehr gut verkaufen, ist unser Bio- und Demeter-Gemüse, die Demeter-Milchprodukte, Sauerteigbrot und unseren Kaffee, der in Permakultur angebaut und mit dem Segelschiff von Kolumbien nach Europa gebracht wird.»

«Nachdem ich einen Vortrag über Zero Waste gehört hatte, begann ich unseren Konsum noch mehr zu hinterfragen und habe mich intensiv mit Themen rund um Nachhaltigkeit auseinandergesetzt.»

Entgegen den Erwartungen einiger Menschen, verkauft Wieland auch Fleisch und Milchprodukte. Das kann zu Debatten führen. «Ich unterstütze den Veganismus nicht, da diese Produkte alle industriell angefertigt und zu 99 Prozent in Plastik verpackt werden. Der Mensch ist ein Omnivor, und Fleisch und seine Fette sind essenziell für unseren Organismus. Zudem braucht es die Tiere für den Erhalt unserer Landwirtschaft in ihrer ursprünglichen Form. Wir brauchen den natürlichen Dünger der Tiere, sie sind ein Teil des Kreislaufes. Ich verabscheue aber Massentierhaltung. Darum achte ich bei den Fleischprodukten ganz genau darauf, woher sie kommen und wie sie produziert wurden.»

Das Ladenlokal macht auch optisch etwas her.

Dass sie mit dieser Haltung auch mal aneckt, nimmt Wieland in Kauf. «Es kommt nicht von ungefähr, dass mein Laden Kreisladen heisst. Er soll ein Ort sein, an dem Produkte verkauft werden, die im natürlichen Kreislauf produziert wurden und so einen nachhaltigen und umweltschonenden Konsum möglich machen.» Dass es für sie an einem Standort an der Zürcher Goldküste einfacher sei, einen solchen Laden zu führen, verneint die Unternehmerin. «Es ist ein Klischee, dass die Leute hier mehr Geld ausgeben. Bewusst einzukaufen, hat nicht mit dem Einkommen, sondern mit dem Lebensstil zu tun. Vor 50 oder 60 Jahren haben Familien 30 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgegeben. Heute sind es noch 6,5 Prozent. Da stimmt doch etwas nicht.» Wenn Kunden ihre Einkäufe bewusst planen und mehr kochen würden, würden auch weniger Nahrungsmittel weggeworfen. «Wenn man alle effektiven Kosten zu einem Produkt dazuzählt, das in einem Grossverteiler gekauft wird, wären sie doppelt so teuer, da ihre Produktion Einflüsse auf die Umwelt hat, Schäden und Gesundheitskosten verursachen, Subventionen, Steuern und so weiter brauchen. Das bezahlt die Konsumentin durch das Hintertürchen auch, und das ist nicht ersichtlich im Preis, den der Kunde letztlich für ein Produkt bezahlt.»

kreisladen.ch

 

Blick auf den Kreisladen im zürcherischen Küsnacht.


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