Trockenblumen sind im Trend. Menschen wie Mirjam Allenbach, Gärtnerin im Zehendermätteli in Bern, tragen dazu bei, dass getrocknete Blumen nicht mehr als altmodische Staubfänger, sondern als moderne und nachhaltige Blumeninszenierungen daherkommen.
Trockenblumen in modernem Kleid
Bilder ― Oli Hallberg, Priska Fuhrer
und Attila Janes
Text ― Therese Krähenbühl-Müller
«Wie bei allen Blumen gilt es auch bei der Arbeit mit Trockenblumen kreativ und experimentierfreudig zu sein.»
Die Blumenbeete im Berner Zehendermätteli sind eine Pracht. Mitten darin steht Mirjam Allenbach und schneidet Strohblumen. Diese will sie trocknen und im Winter dann im Laden, der zum Community-Projekt gehört, zum Verkauf anbieten. «Bereits als Kind habe ich viel Zeit im Garten verbracht und Sträusse gebunden. Später habe ich die Ausbildung zur Schnittblumengärtnerin und anschliessend ein Studium im Bereich Hortikultur und einen Master mit der Vertiefung nachhaltige Produktionssysteme gemacht», erklärt Mirjam Allenbach. Auch der Ursprung ihrer Arbeit im Zehendermätteli liegt bereits in ihrer Kindheit. «Das Zehendermätteli gibt es schon seit Jahren. Es hatte immer wieder verschiedene Bewirtschafter, gehört aber eigentlich der Burgergemeinde. Es haben sich dann zahlreiche Interessenten beworben. Mit dabei war auch der ‹Wagen zum Glück›. Das war früher ein Wagen mit einem Gastro- und Kulturangebot. Sie hatten verschiedene Standorte – unter anderem standen sie auch mal neben unserem Haus», erinnert sich die Gärtnerin. Simon Tauber, der Teil des Leitungsteams sei, kenne sie bereits seit ihrer Kindheit. «Als er den Zuschlag für die Übernahme bekam, habe ich ihm gesagt, dass ich mich gerne bei den Gartenprojekten beteiligen würde.» Nach der Geburt ihrer drei Kinder sei für sie eine Zeit der Neuorientierung gekommen. «Im Zehendermätteli ist für mich das Schöne, dass ich meine Kinder auch mal mitnehmen kann. So lassen sich Familie und Arbeit gut vereinbaren.»
Alles etwas langsamer
Mirjam Allenbach konnte von Beginn an auch konzeptuell mitarbeiten und die Gestaltung des Gartens mit ihrem Fachwissen massgeblich prägen. «Mittlerweile bin ich auch so ein bisschen die Schnittstelle zwischen Floristik und Anbau. Ich weiss, welche Blumen funktionieren, was wir für die Events brauchen, und bin dabei, die Blumen für den Winter zu trocknen.» Mit seinem Gemüse- und Blumengarten, den kulturellen Anlässen, dem Restaurant und dem floristischen Angebot ist das Zehendermätteli breit aufgestellt. «Gerade als Event- und vor allem Hochzeitslocation sind wir sehr gefragt und fürs nächste Jahr sind bereits viele Termine gebucht worden», sagt Mirjam Allenbach. Bei den Hochzeiten sei es eine Auflage, dass der Blumenschmuck direkt vom Zehendi, wie der kreative Ort liebevoll genannt wird, bezogen werden müsse. «Bisher hat das sehr gut funktioniert, und wir konnten auch mit unseren einheimischen Blumen die Vorstellungen und Wünsche unserer Kundinnen und Kunden gut umsetzen.» Sollte es einmal gar nicht gehen, würden halt auch einige Blumen zugekauft. «Da lassen wir mit uns reden. Aber in der Regel ist es schon so, dass Paare, die bei uns heiraten, auch offen sind für unser Konzept und sich gerne darauf einlassen.» Da die Blumen aus dem Zehendermätteli zwar nicht mit einem Biolabel zertifiziert sind, das Zehendi aber der Slow-Flower-Bewegung angehört, achtet Mirjam Allenbach genau darauf, dass beim Anbau keine Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen und der Boden gut gepflegt wird. «So gesehen sind unsere Blumen bio.» Diese Tatsache sei auch besonders bei den Trockenblumen wichtig. «Trockenblumen sind mega im Trend und werden mittlerweile sogar in den Dekoabteilungen der Grossverteiler verkauft. Das Problem dort ist einfach, dass diese Blumen, genau wie die frischen, oft von weit her importiert und mit Pestiziden behandelt werden. Gerade die beliebten gebleichten Blumen und Gräser werden eigentlich immer mit Chemikalien behandelt. Wenn man sich so etwas zur Deko in die Wohnung stellt, ist das nicht wirklich gesund.»
«Grundsätzlich gilt, dass Blumen immer am Höhepunkt der Blüte getrocknet werden sollten.»
Trocknen im Dämmerlicht
Mirjam Allenbach macht sich von ihrem Blumenbeet auf den Weg in den Estrich des alten Bauernhauses des Zehendermättelis. Hier im Dämmerlicht, bei Raumtemperaturen und trockenen Verhältnissen lassen sich Blumen am besten trocknen. «Im Zweifelsfall trocknet man Blumen am besten kopfüber hängend. Zum Beispiel Dahlien sollte man aber eher auf einem Gitter trocknen, durch das die Stiele nach unten hängen können, damit die Köpfe schön bleiben und nicht zerknittern», erklärt die Blumenexpertin. Einige Pflanzen, wie zum Beispiel die Hortensien, trocknet sie stehend und entzieht ihnen vorzu immer mehr Wasser. «So bleiben sie am schönsten. Man muss etwas experimentieren, welche Technik bei welcher Sorte am besten funktioniert. Grundsätzlich gilt, dass Blumen immer am Höhepunkt der Blüte getrocknet werden sollten und nicht erst dann, wenn sie schon zu verwelken beginnen.»
Modern und lebendig
Nach dem Besuch auf dem Estrich geht es weiter ins Blumenatelier. Dort sind die beiden Floristinnen Jolanda Tauber und Monika Stämpfli konzentriert am Arbeiten. «An diesem Wochenende finden bei uns gleich zwei Hochzeiten statt. Das gibt viel Arbeit, macht aber auch grosse Freude», betont Mirjam Allenbach. Die Blumen, die bereits getrocknet wurden, stehen in grossen Vasen und Körben, wie es sonst frische Blumen tun, zum Verkauf bereit. «Man kann diese Blumen ebenfalls, wie frische Blumen zu einem Strauss binden. Halt einfach einem, der dann um einiges länger schön ist.» Sollten die Trockenblumen doch mal Staub ansetzen, empfiehlt Mirjam Allenbach, diese einfach mit einem Föhn bei niedriger Hitze und auf tiefer Stufe über der Badewanne oder draussen zu reinigen. «So fliegt der Staub weg und die Blumen sind wieder schön. Das Ausbleichen kann am besten verhindert werden, indem man die Blumen vor direktem Sonnenlicht schützt.» Trockenblumen müssen also keine Staubfänger sein. «Wie bei allen Blumen gilt es auch bei der Arbeit mit Trockenblumen kreativ und experimentierfreudig zu sein», erklärt Mirjam Allenbach. «So wirken sie auch modern, irgendwie lebendig und zaubern an trüben Wintertagen Farbe in die Wohnung.»