2023–12–15T16:00:00GMT+0100
Volktrans

Es ist ein sinnliches Erlebnis, wenn im Winter im Wald gearbeitet wird. Der Duft von frisch geschlagenem Holz liegt in der Luft, die Geräusche der Maschinen bilden einen rhythmischen Klangteppich, es ist kalt und doch irgendwie heimelig. Inmitten dieser Szenerie, in einem Wald nahe Rafz, der direkt auf der Grenze zwischen den Kantonen Zürich und Schaffhausen liegt, ist Manuel Küng, einer der drei Geschäftsführer des Forstunternehmens Volktrans, an diesem Februartag mit dem Vollernter EcoLog 590E zugange. Die Begegnung mit einem Vollernter macht Eindruck. Es ist ein gewaltiges Gefährt, das in einem Arbeitsgang Bäume fällen, entasten und zersägen kann. Der Umgang damit braucht Erfahrung, bei Küng wirkt es aber fast schon spielerisch. Um zehn Uhr ist es Zeit für eine kleine Pause, für die er aus dem hoch gelegenen Führerstand klettert. «Holz ist meine Leidenschaft. Ich kenne nichts anders als Holz und habe mich seit meiner Lehre beruflich nur noch damit beschäftigt», sagt der Maschinist. Volktrans sei auf vollmechanisierte Forstarbeiten spezialisiert. «Unsere Hauptkunden sind öffentliche Waldbesitzer wie Kantone und Gemeinden sowie private Waldbesitzer.»

Der Jüngste im Bunde

Zusammen mit den zwei Kollegen Bruno Trüb und Patrick Neidhart konnte Küng 2015 Volktrans von seinem Chef, der nach Kanada auswanderte, übernehmen. Küng war der Jüngste im Bunde und damals erst 27 Jahre alt. Während Trüb und Neidhart nebenher noch einen Landwirtschaftsbetrieb führen, hat sich Küng ganz dem Holz verschrieben. «Aktuell haben wir acht Vollzeitangestellte und arbeiten vorwiegend in den Kantonen Zürich, Thurgau und Schaffhausen», erklärt der Co-Geschäftsführer. Die Holzernte konzentriert sich auf die Wintermonate. Doch in diesem Winter hat ihnen das Wetter oft einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es sei viel zu nass, und so hätten etliche Arbeiten nicht erledigt werden können. Dafür seien die Sommer meist zu heiss und zu trocken, aber daran könne man nichts ändern. 

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Manuel Küng ist einer der drei Geschäftsführer von Volktrans.

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Imposantes Gefährt: Der Vollernter EcoLog 590E.

Die nassen und vor allem weichen Böden stellen eine besondere Herausforderung dar. «Wir legen Äste in die Gassen, um den Waldboden zu schützen.» Im flachen Gelände könne so gut gearbeitet werden. «Im steilen Gelände muss bei Nässe sehr gut aufgepasst werden, da die Maschinen ins Rutschen geraten können.» Während vielerorts in Hängen Seilbahnen zum Einsatz kommen, erlaubt es die ausgeklügelte Technik des Vollernters, auch in besonders steilen Lagen zu arbeiten. Es können zum Beispiel alle Räder individuell höhenverstellt und so genau dem Gelände angepasst werden. «Je nach Boden arbeitet die Maschine auch noch bei einem Gefälle von 60 bis 70 Prozent mit Seilwindenunterstützung», erklärt Küng.

Während Küng dank seiner jahrelangen Erfahrung viele Risiken gut einschätzen kann, gibt es eine weitere Sache, über die er keine Kontrolle hat. «Was für uns wirklich immer mehr zur Herausforderung wird, ist, dass auch der Frühling tendenziell immer etwas früher kommt. Sobald die Brut- und Setzzeiten der Vögel und Wildtiere anfangen, dürfen wir nicht mehr arbeiten. Das ist gesetzlich so geregelt.» So komme es, dass in immer kürzerer Zeit immer mehr gearbeitet werden müsse. «Bis vor zehn Jahren wurde das viel weniger streng gehandhabt, und man konnte zur Not auch im Mai mal noch einen Baum fällen.» Hätte er bei einer guten Waldfee einen Wunsch frei, würde er sich wünschen, dass die Winter wieder wie früher wären, länger dauerten und die Böden gefroren und trocken wären.

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Der Vollernter EcoLog 590E kann sich jedem Gelände anpassen.

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Schweres Gerät für die Holzernte.

Trotzdem betont Küng, dass er seinen Job gerne mache. Auch weil er darin einen Sinn sehe. «Holz ist ein einheimischer Bau- und Brennstoff, der nachwächst. Es gilt, verantwortungsvoll und bewusst damit umzugehen. Das ist aber auch eine schöne Aufgabe.» Wenn das Volktrans-Team in Laubwäldern arbeitet, ist der Anteil des Holzes, das zu Schnitzeln verarbeitet wird, recht hoch. «Das macht dann etwa 50 Prozent aus. Im Nadelholzbestand ist der Nutzanteil sehr hoch und kann, wenn das Holz eine gute Qualität hat, bei 80 Prozent liegen. Der Rest wird ebenfalls zu Holzschnitzeln verarbeitet. Grundsätzlich gilt, je besser die Qualität, desto mehr Nutzholz kann für die Verwendung auf dem Bau und die Produktion von Möbeln verwendet werden.»

Wenn die Ernte abgeschlossen ist, geht das Holz zur Verarbeitung in Sägereien. «Das wird zum grössten Teil in der Schweiz gemacht, nur ein kleiner Teil geht ins benachbarte Ausland, weil das teilweise einfach näher ist. Als Generalunternehmen übernehmen wir für die Waldbesitzer auch den Verkauf des Holzes.» Ab und zu würden sie beim Arbeiten von Spaziergängern in ein Gespräch verwickelt oder gar kritisiert. «Es verstehen nicht alle, dass wir den Wald nachhaltig nutzen und ihn auch pflegen. Wir sind schon als Waldräuber betitelt worden. Je näher man an die grossen Städte herankommt, desto mehr Debatten hat man. Darum ist es wichtig, den Leuten unsere Arbeit zu erklären und auch zu vermitteln, wie wertvoll Holz als nachwachsender Bau- und Rohstoff ist.» Schweizer Wald oder eben das Schweizer Holz werde zu 100 Prozent nachhaltig genutzt. «Egal bei welcher Gemeinde oder welchem Besitzer, wir dürfen nur so viel nutzen, wie in diesem Revier wieder nachwächst.»

«Es verstehen nicht alle, dass wir den Wald nachhaltig nutzen und ihn auch pflegen. Wir sind schon als Waldräuber betitelt worden.»

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«Was für uns wirklich immer mehr zur Herausforderung wird, ist, dass auch der Frühling tendenziell immer etwas früher kommt.»

Kein Importholz nötig

Neben seiner Arbeit als Geschäftsführer von Volktrans betreibt Küng ein kleines, mobiles Sägewerk und einen Holzhandel. «Da kann ich auch bei schlechtem Wetter arbeiten und direkt für die Kunden Holz verarbeiten und vertreiben. Ich verkaufe es einerseits über Inserate auf Online-Plattformen und habe andererseits mittlerweile auch einen lokalen Kundenstamm. Gerade diese Kunden schätzen es, dass das Holz aus Wäldern aus der Region kommt. Viele denken, dass Schweizer Holz teuer sei. Das stimmt aber nicht unbedingt. Wenn ich mich jeweils im Baumarkt umsehe, bin ich jedes Mal erstaunt, wie viel das Holz aus dem Import kostet», betont Küng. Zusätzlich sei die Qualität oft mittelmässig bis schlecht. Er würde sich nie getrauen, solches Holz anzubieten. «Es muss nicht teurer sein, nur weil es Schweizer Holz ist. Wichtig ist einfach, dass die Kunden auch danach suchen und fragen. Ich bin überzeugt, dass man mit etwas gutem Willen den Import von Holz aus dem Ausland vermeiden könnte, wir haben in der Schweiz genug davon.» Danach ist Küngs Znünipause vorbei, und es geht weiter mit der Arbeit auf dem Vollernter. Systematisch fällt, entastet und zersägt er die markierten Bäume – im Wissen darum, dass der Frühling schon bald kommt und noch so viel wie möglich erledigt werden muss.

 

volktrans.ch


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